Der Pflegeberuf ist weit besser als sein Ruf: Besuch einer Fachkraft in unserem Pflegewohnhaus „Haus Maria/Dom Marija in Bleiburg/Pliberk, die trotz schwieriger Arbeitsbedingungen eine Lanze für die Tätigkeit im Pflegedienst bricht.
Mit Schwung öffnet Gertrude Grothaus die Zimmertür und begrüßt Frau Maria und Frau Juliane mit einem herzlichen „guten Morgen“. Die beiden Bewohnerinnen warten schon auf Gerti, wie die 54jährige Pflegeassistentin in unserem Haus Maria/Dom Marija in Bleiburg/Pliberk liebevoll genannt wird. Sie haben bereits die Morgenpflege – also waschen, duschen, Zähne putzen, kämmen und anziehen – hinter sich. Grothaus erkundigt sich nach deren Befinden, hilft Frau Maria in den Rollstuhl und schaut, ob sie und Frau Juliane für die Heilige Messe alles haben, die sie jeden Morgen um halb acht in der hauseigenen Kapelle besuchen. Frau Maria ist Vorbeterin – auch beim täglichen Rosenkranzbeten am Nachmittag. Die Pflegeassistentin wird den beiden Frauen später das Frühstück servieren – Butterbrote inklusive, die sie selber streicht.
„Kein Job, mein Leben“
„Für mich ist der Pflegeberuf kein Job, sondern mein Leben. Die Arbeitsbedingungen sind mit dem Personalmangel zwar schwierig, schön aber ist, dass ich Menschen etwas Gutes tun und ihnen helfen kann. Ich bekomme so viel Herzlichkeit, Liebe und Dankbarkeit dafür zurück. Das wärmt mein Herz“, erzählt Grothaus. Dass das einmal ihr Traumberuf werde, habe sie sich allerdings zu Beginn ihrer Tätigkeit als junge Frau gar nicht vorstellen können. „Da habe ich mich vor den Menschen, die ich zu betreuen hatte, noch ein bisserl gefürchtet.“ Die Kärntner Slowenin und Mutter zweier erwachsener Kinder arbeitet seit 34 Jahren in der Pflege und seit 27 Jahren, also ihr halbes Leben lang, im Haus Maria/Dom Marija. Es handelt sich dabei um eine gerontopsychiatrische Einrichtung, in der neben alten, pflegebedürftigen auch viele psychiatrisch erkrankte Menschen betreut werden. Das Haus Maria/Dom Marija wurde bis Ende 2020 von den slowenischen Schulschwestern vom Heiligen Franziskus/Šolske sestre sv. Frančiška betrieben. Dass im Pflegewohnhaus Zweisprachigkeit – Slowenisch ist ein Angebot, aber keine Pflicht – und Werte wie Glaube, Spiritualität und Menschlichkeit gelebt werden, ist Grothaus sehr wichtig.
Politiker*innen sollen sich vor Ort Einblick verschaffen
Die Pflegeassistentin hat an diesem Tag zehn Stunden Dienst und ist mit zwei Kolleg*innen für das Wohl von 25 Bewohner*innen verantwortlich. „Ich schätze die familiäre Atmosphäre. Wir arbeiten im Team eng und gut zusammen“, sagt Grothaus. Sie versorgt die Bewohner*innen nicht nur mit den Mahlzeiten, sondern nach Anordnung des diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegedienstes auch mit Medikamenten. Dass im Zuge der Corona-Pandemie der Pflegeberuf gesellschaftlich kaputtgeredet wurde, ärgert die Frau. Angesichts des massiven Personalmangels in ihrer Branche erwartet sie von der Politik, dass diese nach der präsentierten Pflegereform auch handelt. „Ich würde mir wünschen, dass die Verantwortlichen wenigstens einen Tag lang in einem Pflegewohnhaus verbringen, damit sie einen Einblick bekommen, was hier wirklich abläuft“, so Grothaus. Sie eilt zu Frau Josefine, die sie eben gerufen hat. Die Bewohnerin will mit ihr ein wenig plaudern. Sie fühle sich im Haus gut aufgehoben, erzählt sie dann der Schreiberin dieser Zeilen: „Gerti ist immer da, wenn ich etwas brauche. Sie muntert mich auf und ist total lieb zu mir!“