Im Kindergarten Treffen werden zwölf Mädchen und Buben, die im sozialen und emotionalen Bereich Unterstützung und Begleitung benötigen, in drei Kleingruppen speziell gefördert. Figuren, wie „Kuschel“, „Kratzi“ oder der „Sorgenfresser“, helfen ihnen beim richtigen Umgang mit den eigenen Gefühlen und machen sie für das Lernen und Spielen in der großen Gruppe mit 25 Kindern fit.
Der Kindergarten des Bonifatiusvereines der Diözese Gurk in Treffen bei Villach bietet 95 Mädchen und Buben in vier Gruppen viel Raum zum Spielen und Lernen. Nicht alle Kinder schaffen aber auf Anhieb das Beisammensein in der großen 25-köpfigen Gruppe. Anpassungsschwierigkeiten, eine geringere Frustrationstoleranz oder Konfliktfähigkeit und/oder Traumatisierung sind die Gründe dafür.
Daher wurden beziehungsweise werden seit Herbst 2017 insgesamt 24 Kinder im Rahmen des Projektes „Vom Ich zum Wir – von der Klein- zur Gesamtgruppe“ individuell und speziell gefördert. – Im Vorjahr in zwei, heuer in drei Kleingruppen. Die Arbeit erfolgt viermal in der Woche, eine Stunde täglich. „Am fünften Tag versuchen die Kinder dann Erlerntes in der Regelgruppe umzusetzen“, sagt Kindergartenleiterin Elisabeth Wandaller. Die Kindergartenpädagogin mit langjähriger Erfahrung, die die Buben und Mädchen mit großem Einsatz und ebensolcher Freude begleitet, weiß: „Die Kinder finden in der Kleingruppe ein ideales Lernfeld vor, in dem sie ihre Basiskompetenzen im sozialen und emotionalen Bereich erweitern können und konnten.“ Das geschieht mit Ritualen, die den „Kindern Sicherheit und Ordnung geben“, wie Wandaller betont.
„Schutzhaus“ und Beobachterplatz
Im sogenannten Polsterkreis etwa erzählen sie einander mithilfe der Handpuppen „Kuschel“ und Kratzi“, wie es ihnen gerade geht. Auch das Stimmungsbarometer, an dem jedes Kind ein Symbol anbringen kann – die Wolke etwa für ein komisches Gefühl –, erfüllt diesen Zweck. Überdies verfügt jedes Kind über ein aus Decken und Kisten selbst errichtetes sogenanntes Schutzhaus. Und es gibt für alle einen Beobachterplatz. „Er hat die Funktion, die Kinder im Konfliktfall gut begleiten, mit ihnen reflektieren und eine gemeinsame Lösung finden zu können. Hierher können sich unsere Mädchen und Buben auch zurückziehen, wenn sie das Bedürfnis nach einer Auszeit haben.“
Cremebad für den Spannungsabbau
Überhaupt lernen die Kinder im Zuge dieses Projektes, sich mit ihren Gefühlen – der Selbst- und Fremdwahrnehmung – auseinanderzusetzen. Auch der Körperwahrnehmung wird bei der Arbeit in der Kleingruppe großes Augenmerk geschenkt. Wandaller: „Wir haben die eigenen Körpergrenzen mit verschiedenen Übungen erlebbar gemacht und visualisiert. Letzteres geschah beispielsweise mit Kastanien, die wir um unsere Körper legten. Ein Cremebad wiederum half den Kindern dabei, sich selbst zu spüren und Spannungen abzubauen.“
Die Stärken betonen
Außerdem wird stark am Wir-Gefühl gearbeitet. So dürfen die Kinder fallweise FreundInnen aus der Regelgruppe zum Spielen mitbringen. Parallel zum Geschehen in der Kleingruppe findet eine intensive Zusammenarbeit mit den Eltern, Erziehungs- und Obsorgeberechtigten statt. Am Ende des Kindergartenjahres bekommen die Projekt-TeilnehmerInnen im Rahmen eines schönen Abschlussfestes eine „Erinnerungskiste“ mit sämtlichen Arbeiten, einem selbst entworfenen Krafttier – den „Sorgenfresser“ – und eine Urkunde mit, die ihnen bescheinigt, über welche besonderen Stärken sie verfügen.
Erfolgreiches Projekt
Das Projekt, das im ersten Jahr vom Psychologisch-Psychotherapeutischen Dienst (PPD) begleitet und wissenschaftlich evaluiert wurde, ist dank Land Kärnten, Gemeinde Treffen, AVS, Diakonie und Bonifatiusverein der Diözese Gurk für zwei Jahre finanziert. Der Erfolg liegt auf der Hand: „Die Kinder haben ein gutes Gruppengefühl entwickelt, gehen sehr gerne in die Gruppe und betrachten sich als deren Mitglied.“ Außerdem sei durch die Unterstützung der Kinder in der Kleingruppe der Alltag in der Regelgruppe leichter zu bewältigen.
Wünsche für die Zukunft
Elisabeth Mattitsch als Bereichsleiterin für „Kinder und Jugend“ bei der Caritas Kärnten wünscht neben der Fortsetzung des Projektes generell „kleinere Gruppengrößen, um das Personal zu entlasten, und mehr Ressourcen über die AVS, die die Bildungseinrichtungen sehr unterstützt, oder finanzielle Mittel, um selbst interdisziplinäre Teams in den außerschulischen Bildungseinrichtungen einsetzen zu können“. Mattitsch dankt Wandaller im Zusammenhang mit dem Projekt für ihren „großartigen Einsatz zum Wohle der Kinder“ und Eva-Maria Obweger dafür, dass sie dieses als pädagogische Fachberaterin der Caritas im Hintergrund stütze. Ihr Dank gilt auch den Finanziers, ohne die diese „wunderbare Arbeit in der Kleingruppe nicht möglich wäre“.