Kenia

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Wir sind bereits viele Jahre in Kenia mit unseren Projekten aktiv und setzten uns für eine Verbesserung der Lebensumstände ein. Wir wollen Ihnen das Land, in dem wir Schulbildung fördern, aber auch bei Katastrophen rasch helfen, ein wenig vorstellen:

Die Hauptstadt Nairobi hat rund 3,5 Millionen Einwohner*innen. Allein in den Slums und slumähnlichen Gebieten leben mehr als die Hälfte der Einwohner*innen Nairobis – das sind rund zwei Millionen Menschen. Im Slum Korogocho befinden sich etwa 120.000 Menschen auf einem Quadratkilometer. Nairobis informelle Siedlungen wurden von der Politik lange Zeit nicht zur Kenntnis genommen und blieben damit von der Stadtentwicklung ausgeschlossen. Es wurden keine Wasser- und Stromleitungen gelegt und keine Straßen gebaut. Mehr als 75 Prozent der Bevölkerung in den Slums sind jünger als 30 Jahre. Das Leben im Slum ist geprägt von Armut, ständiger Nahrungsmittelknappheit, Beschäftigungslosigkeit und fehlender Infrastruktur. Es gibt zu wenige Schulen, kein funktionierendes Gesundheitssystem, fehlende Abwassersysteme und generell unzumutbare Hygienebedingungen. Die Folgen dieser Rahmenbedingungen für die Menschen sind Gewalt, Drogen, Prostitution, Alkoholismus, Kriminalität und Krankheit.

Kenia weist aufgrund seiner geographischen Lage am Äquator ein relativ gemäßigtes Klima auf. Jahreszeiten wie in unseren Breitengraden existieren nicht. Es wird lediglich zwischen Trocken- und Regenzeit unterschieden. Es gibt in Kenia zwei Regenzeiten: Von Ende März bis Mai und von Ende Oktober bis Mitte Dezember. Der Niederschlag fällt dann meist nachmittags, abends oder nachts in heftigen und kurzen Schauern (was aber im Norden des Landes im letzten Jahr nur spärlich oder gar nicht stattgefunden hat). Trotz der fehlenden Jahreszeiten variiert das Klima innerhalb des Landes stark. Der Norden ist durch die heiße und trockene Luft von einer wüstenähnlichen Landschaft geprägt, in der ein semiarides bis arides Klima zu finden ist. Im zentralen und westlichen Teil des Landes - in dem sich auch die große, bekannte, afrikanische Grabenlandschaft (Rift Valley) befindet - herrscht ein feuchtes, tropisches Klima vor. An der Küste im Osten des Landes findet man tropische Klimaverhältnisse.

Trotz steigendem Medieninteresse an Umweltfragen und einer Verankerung des Rechts auf „Saubere und Gesunde Umwelt“ in der neuen Verfassung (2010) hat Kenia mit großen umweltbedingten Herausforderungen zu kämpfen. Besonders die durch das Wirtschaftswachstum stetig steigenden Mengen an Müll stellen Kenia vor eine neue Herausforderung. Der Aufbau eines effizienten Abfallmanagement- und Recyclingsystems steht hier noch am Anfang. Neben den großen Abfallmengen führt der voranschreitende Klimawandel zu schwerwiegenden Problemen. Besonders in bereits trockenen Gegenden im Norden des Landes werden Dürreperioden immer häufiger. In anderen Teilen des Landes kommt es hingegen zu vermehrten Überschwemmungen während der Regenzeiten. Ein weiteres Problem sind die lange Zeit praktizierten Waldrodungen zur Gewinnung von neuen Landwirtschaftsflächen, die zu starken Erosionen geführt haben und bis heute negativ nachwirken. Eine Initiative der kenianischen Regierung zum Schutz der Umwelt war die Schaffung von 59 Nationalparks innerhalb des Landes. Durch die Förderung des Tourismus mit hohen Parkeintrittsgebühren soll ein Beitrag zur Erhaltung des Wildbestandes und der Artenvielfalt geleistet werden. Eine Gesetzgebung gegen Wilderei konnte - trotz einiger Schwierigkeiten - dabei helfen diese Erfolge abzusichern.

Mit einer Bevölkerungszahl von etwa 47,5 Millionen Menschen (Volkszählung 2019) und einer Staatsfläche von 580. 367 km2 leben etwa 81 Personen auf einem Quadratkilometer. Im Vergleich dazu weist Österreich eine Bevölkerungsdichte von 107 Personen/km2 auf. Das Bevölkerungswachstum ist mit +2,2% im Jahr 2021 geschätzt.

Im Human Development Index, HDI, (Index der menschlichen Entwicklung) liegt Kenia mit einem Wert von 0,575 auf Platz 152 von 191 Ländern. Beim Gender Inequality Index, GII, (Index der geschlechtsspezifischen Ungleichheit) liegt das Land mit einem Wert von 0,506 auf Rang 128 von 170 Ländern. (Quelle: https://hdr.undp.org/

Bevölkerungsbewegung

Mit einer Migrationsrate von -0,2/ 1.000 Einwohner ist Kenia ein sogenanntes Auswanderungsland (= ein Land, in dem mehr Menschen auswandern als einwandern). Die Migrationsrate beinhaltet aber nicht die Anzahl an geflüchteten Menschen, die in ein Land kommen, sondern bewertet lediglich die Wanderungsbewegungen. In Kenia befindet sich das weltweit größte Flüchtlingslager Dadaab mit über 350.000 geflüchteten Menschen. Die meisten Immigrant*innen/Flüchtlinge der vergangenen Jahre kamen aus den benachbarten von Bürgerkriegen geplagten Staaten Südsudan und Somalia nach Kenia.

Lebenserwartung

Die Lebenserwartung lag 2020 bei 67 Jahren (Frauen: 69,4 Jahre, Männer: 64,6 Jahre). Der Median des Alters der Bevölkerung lag im Jahr 2020 bei 20,1 Jahren.

Alphabetisierung

Die Alphabetisierungsrate in Kenia betrug 2015 78%. Im Jahr 2021 lag die erwartete Dauer des Schulbesuchs bei 10,7 Jahren.

Insgesamt leben in Kenia mehr als 40 verschiedene Volksgruppen, die mehr als 50 verschiedene Sprachen und Dialekte sprechen. Die meisten Einwohner*innen Kenias gehören bantusprachigen Volksgruppen an. Zu diesen zählen die Kikuyu (mit rund 22% Bevölkerungsanteil die größte Volksgruppe Kenias), die Luhya (14%), die Kamba (11%) und andere. Die kenianische Regierung erkennt aktuell (Stand: 2017) 43 Völker als zur Staatsbürgerschaft berechtigt an. Daneben gibt es eine Reihe von Völkern und Communities, die vermutlich bereits vor der Unabhängigkeit in Kenia lebten, aber als staatenlos gelten. Die meisten Ausländer sind Flüchtlinge aus Somalia, Uganda und dem Südsudan.

Die offiziellen Amtssprachen in Kenia sind Englisch und Kisuaheli. Kisuaheli wurde aufgrund der weiten Verbreitung in Ostafrika ein wichtiges Verständigungsmittel in internationalen Angelegenheiten. Dennoch bleibt Englisch die übergeordnete Sprache und spielt insbesondere in der Wirtschaft eine entscheidende Rolle. Aufgrund der unterschiedlichen ethnischen Gruppierungen in Kenia gibt es auch eine Vielzahl an Dialekten und eigenständigen Sprachen.

 

Deutsch Kisuaheli
Willkommen Karibu
Danke Asante
Hallo Habari
Kein Problem Hakuna Matata
Wie geht es Dir? Jambo
Mir geht es gut Jambo
Auf Wiedersehen Kwaheri
Bis bald Baadaye

Österreich ist in der Sommerzeit eine Stunde hinter Kenia (MEZ +1) und während der Winterzeit zwei Stunden hinter Kenia (MEZ +2).

Glaube und Religion haben für die meisten KenianerInnen einen besonderen Stellenwert. Nach der Volkszählung 2009 sind 82,6 % der Bevölkerung Christ*innen, davon etwa 26 % Anglikaner*innen, 23,3 % Katholik*innen, 2,5 % Orthodoxe sowie Anhänger*innen der zahlreichen afrikanischen Kirchen wie der Kinbanguistenkirche oder der Zion Christian Church. 47,4 % der Bevölkerung sehen sich als Protestant*innen. Nur noch knapp 1,6 % der Kenianer werden den traditionellen afrikanischen Religionen zugerechnet. Weiterhin gibt es insbesondere an der südöstlichen Küste Muslime der sunnitischen Richtung, die ungefähr 11,1 % der Gesamtbevölkerung ausmachen. Im östlichen Viertel des Landes dominieren muslimische Somali, die etwa die Hälfte aller Muslim*innen Kenias ausmachen (Quelle: Wikipedia).

Kenia erhalt 1963 die Unabhängigkeit Kenias von Großbritannien und ist heute eine Präsidentielle Republik.

Die durch ihre ethnische Herkunft stark beeinflussten Machthaber spalten die Bevölkerung bis heute in erheblichem Ausmaß. Nach dem Erhalt der Unabhängigkeit wurde Jomo Kenyatta, der der Ethnie der Kikuyu entstammte, 1964 zum ersten Präsidenten Kenias. Der bis 1978 regierende Kenyatta wurde nach seinem Tod von seinem oppositionellen Kontrahenten Daniel arap Moi ersetzt, welcher der Ethnie der Kalenijn entstammte. Dieser war von 1978 bis 2002 zweiter kenianischer Präsident. Wie bereits sein Vorgänger Kenyatta konzentrierte er sich auf jene Gebiete Kenias, die überwiegend von seiner eigenen Ethnie bevölkert wurden. Außerdem wechselte er einige unter Kenyatta eingestellte Regierungsmitglieder*innen und Schlüsselpersonen innerhalb der Verwaltung durch Personen der Ethnie Kalenijn aus. Nach seiner letzten Amtszeit 2002 gewann sein früherer Vizepräsident Mwai Kibaki als Oppositionsführer die Wahl. Mit der 2010 beschlossenen neuen Verfassung wurde die Macht des Präsidenten zu einem großen Teil gemindert, u.a. durch eine viel beachtete Föderalismusreform des Landes. 2013 gewann Uhuru Kenyatta, Sohn des ersten kenianischen Präsidenten Jomo Kenyatta, die Wahl. Seit 13.9.2022 ist William Ruto (geb. 1966) Präsident der Republik Kenia. Er ist Parteichef der UDA (United Democratic Alliance) und war zuvor bereits Innenminister, Landwirtschaftsminister und Minister für Hochschulbildung.

Außenpolitik

Seit 2022 ist Alfred Mutua (geb. 1970) Außenminister der Republik Kenia. Seit der Unabhängigkeit 1963 ist Kenia von politischer Stabilität geprägt und bemüht sich daher auch um regionale Stabilisierung im ostafrikanischen Raum. In Ostafrika nimmt Kenia eine regionale Führungsrolle für sich in Anspruch. Das Land tritt als Vermittler in regionalen Konflikten auf. Beleg dafür sind kenianische Friedensbemühungen etwa in Burundi, im Südsudan und in Somalia sowie die Teilnahme an allen für die Region wichtigen Initiativen. Kenia unterhält insbesondere im Sicherheitsbereich enge Beziehungen zu den USA und der ehemaligen Kolonialmacht Großbritannien und beteiligt sich an der Zusammenarbeit gegen den internationalen Terrorismus. Kenia ist außerdem ein wichtiger Partner bei den internationalen Bemühungen zur Bekämpfung der Piraterie im Indischen Ozean und kooperiert durch die Strafverfolgung mutmaßlicher Piraten vor kenianischen Gerichten mit der EU-Mission Atalanta zur Bekämpfung der Piraterie vor der somalischen Küste.

Grundsätzlich ist das kenianische Rechtssystem stark vom britischen Rechtssystem beeinflusst. Dennoch wurden bereits während der Kolonialzeit auch Teile des traditionellen afrikanischen Rechts als Rechtsquelle in der Rechtsprechung verankert. Die Rechtssicherheit in Kenia ist nicht immer gewährleistet, was teilweise Investor*innen davon abhält, in Kenia zu investierten. Neben den meist lang andauernden Rechtsverfahren wird auch die Unabhängigkeit der Gerichte des Öfteren in Frage gestellt. Die überfüllten und meist menschenunwürdigen Gefängnisse sind ein großer Kritikpunkt an der Rechtsstaatlichkeit Kenias.

Die höchste Instanz ist der Supreme Court of Kenya, der mit der neuen Verfassung 2010 eingeführt wurde. Kritiker*innen machen die teils fragwürdige Unabhängigkeit und politische Einflussnahmen auf das Justizsystem für die mangelnde Rechtsstaatlichkeit verantwortlich.

Bis heute hat das Land mit großer Korruption in allen Lebensbereichen zu kämpfen. Für internationales Aufsehen hat beispielsweise der „Goldenberg-Skandal“ in den 1990er Jahren gesorgt. Dabei ging es um eine Summe an Korruptionsgeldern, die mit etwa 700 Millionen Euro 10 Prozent des Bruttosozialprodukts des Landes umfasste. Offensichtlich waren neben korrupten Wirtschaftskapitänen auch zahlreiche Mitglieder der damaligen Regierung von Präsident Daniel arap Moi sowie einige der darauffolgenden Regierung von Präsident Mwai Kibaki (seit 2002/03) involviert. Innerhalb der vergangenen Jahre hat sich ein Netz von verschiedenen Kontrollorganen aufgebaut, die das kenianische Parlament überwachen sollen. Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist das seit 2005 existierende überparteiliche Mzalendo Projekt ‚Keep an eye on Kenyan Parliament’. Trotz dieser Bemühungen nach verbesserter Transparenz liegt Kenia laut dem Korruptionswahrnehmungsindex von Transparency International 2016 auf Platz 145 von 176 Ländern (http://www.transparency.org/news/feature/corruption_perceptions_index_2016)

Durch seine strategisch gute Lage in Ostafrika und seiner breitgefächerten Wirtschaft hat Kenia in den vergangenen sieben Jahren ein jährliches Wirtschaftswachstum von 5 bis 6 Prozent aufgewiesen und gehört damit zu den Wirtschaftsmotoren Afrikas. Ein positiver Aspekt der Wirtschaft ist vor allem ein für afrikanische Länder starker Privatsektor. Seit 2015 wird Kenia von der Weltbank als ‚Lower Middle Income Country’ geführt und hat damit die unterste Entwicklungskategorie ‚Low Income Country’ verlassen. Das darf jedoch nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass Kenias Wohlstand extrem ungleich verteilt ist.

Der Landwirtschaftssektor hat die meisten Beschäftigten in Kenia. 61,2 Prozent der Bevölkerung waren 2005 in diesem Sektor beschäftigt. Das BIP lag 2020 bei 101 Millarden US-Doller. 36,1% der Bevölkerung leben unter der nationalen Armutsgrenze, 37,1% der Bevölkerung müssen von weniger als 1,90USD pro Tag leben (Hochrechnung geschätzt auf Basis der Daten von 2010-2015).

Die medizinische Infrastruktur weist ein großes Stadt-Land- und Reich-Arm-Gefälle auf. In vielen Teilen des Landes sind zwar medizinische Einrichtungen vorhanden, jedoch besteht zumeist ein Mangel an medizinischer Ausrüstung und gut ausgebildetem Personal. Es gibt sowohl öffentliche als auch private Krankenhäuser, wobei benachteiligte Bevölkerungsschichten zumeist nicht das Geld aufbringen können, um sich die benötigten Medikamente zu besorgen.

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